Marianne Hoppe
EINE FRAU MIT KÜNSTLERISCHER KRAFT
Von KATJA LÜDEMANN
Sie schreibt mit ihrer Interpretation der klassischen und modernen Rollen Theatergeschichte und hat mehr als sechs Jahrzehnte die Bühnenlandschaft geprägt. Sie mag schnelle Autos und Skat, sie liebt das Leben und die Bühne. MARIANNE HOPPE ist eine herausragende Persönlichkeit, die es wie keine andere versteht, ihre Rollen lebendig werden zu lassen.
Am 26. April 1909 kommt MARIANNE HOPPE in Rostock an der Ostsee zur Welt. Zusammen mit ihren Geschwistern wächst sie auf dem elterlichen Rittergut Felsenhagen in Ostprignitz auf und verlebt dort eine Kindheit wie im Bilderbuch.1924 kommt sie auf ein Internat in Berlin, danach folgt die Höhere Handelsschule in Weimar. Nach ihrem erfolgreichen Examen bewirbt sich die kunstinteressierte junge Frau, gegen den Wunsch der Eltern, am Schauspielhaus des Deutschen Theaters in Berlin. Ihr schauspielerisches Ausnahmetalent fällt auf. Begabung, harte Arbeit, Disziplin und Fleiß bringen sie unter der Leitung von MAX REINHARDT zu ersten Bühnenerauftritten. 1930 wechselt sie, auf Rat ihrer Schauspiellehrerin LUCIE HÖFLICH, an das Neue Theater in Frankfurt am Main. Dort begeistert sie als Puck in Shakespears ‚Sommernachtstraum‘, als Inken Peters in Hauptmanns ‚Vor Sonnenaufgang‘ oder als Franziska in Lessings ‚Minna von Barnhelm‘.In Frankfurt lernt sie auch ihre erste große Liebe, Carl-Ludwig Dreyfuss, kennen, ein Lackfabrikant, der sie in die ortsansässigen Künstlerkreise einführt.
Ihr Kameradebüt hat MARIANNE HOPPE in Karl Schönherrs „Der Judas von Tirol“ im Jahre 1932. Weitere Filmrollen folgen. Ein Millionenpublikum begeistert MARIANNE HOPPE in „Romanze in Moll“ von HELMUT KÄUTNER.
LEBEN UND ARBEIT MIT GUSTAV GRÜNDGENS
1935 geht sie zurück nach Berlin und heiratet ein Jahr später den mächtigen Intendanten des Staatlichen Schauspielhauses in Berlin, GUSTAV GRÜNDGENS. Sie erwirbt nun die Möglichkeit, große schaupielerische Herausforderungen anzunehmen. Gesellschaftliche Verpflichtungen bringen sie an den Tisch der obersten Elite des Nazi-Regimes. Mit Gründgens ist sie knapp zehn Jahre verheiratet. Dann reichen beide die Scheidung ein. Wohl sind die homophilen Neigungen ihres Mannes ein Grund. Aber auch das Kind, das sie von einem anderen Mann erwartet, belastet die Beziehung. MARIANNE HOPPE zieht nach Siegsdorf in Oberbayern, dort kommt auch ihr Sohn Benedikt Johann Percy zur Welt. Mit ihrem Exmann verbindet sie aber immer noch die Leidenschaft zum Theater. Gemeinsam sind sie maßgeblich für den außerordentlichen Ruf des Düsseldorfer Schauspielhauses verantwortlich. MARIANNE HOPPE ist zudem ein gern gesehener Gast in Berlin, Hamburg, München, Salzburg und Wien. Sie verkörpert zunehmend vielschichtige, charakterstarke Rollen, so Maria Stuart oder die Gräfin Orsina in ‚Emilia Galotti‘.
Neben der Theaterbühne steht sie immer öfter vor der Kamera – 1962 „Der Schatz im Silbersee“, 1975 „Falsche Bewegung“ von Wim Wenders. Ihren größten Erfolg feiert sie jedoch mit „Das verlorene Gesicht“ unter der Regie von KURT HOFFMANN. Die vielen Preise, die die Künstlerin anhäufen kann, sprechen für sich - so das "Filmband in Gold" für langjähriges und hervorragendes Wirken. Sie gehört der Berliner Akademie der Künste an und ist, für ihren feinen Humor bekannt, Mitglied des Südbayerischen Milchschafe-Zuchtverbandes.
Im rüstigen Alter von weit über siebzig Jahren steht die wandelbare Darstellerin als Shakespears ‚König Lear‘ auf der Bühne. Der Dokumentarfilm „Die Königin“ von Werner Schroeter setzt der Grand Dame ein ehrwürdiges Denkmal und sorgt nocheinmal für Furore.
Am 23. Oktober 2002 stirbt MARIANNE HOPPE im Alter von 93 Jahren in einem Pflegeheim. Kurz zuvor bekommt sie noch die "Goldene Kamera" für ihr Lebenswerk verliehen. MARIANNE HOPPE zählt zu den größten deutschen Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts. (abc-stars.com)
Datum: 15.07.2009
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